Milch – ein zweischneidiges Schwert
Milchprodukte sind ein Grundnahrungsmittel in vielen westlichen Ländern und ihr Konsum wird von einer überwiegenden Anzahl von Ernährungsgesellschaften aufgrund des Calciumgehaltes und der wertvollen Milcheiweiße empfohlen. Mögliche negative Langzeiteffekte werden bislang ignoriert. Milch und Milchprodukte gehören zweifellos zu den evolutionär sehr jungen und neuen Nahrungsmitteln. Sollten sie negative Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen haben, stellt sich die Frage, welcher Art diese sind und ob Produkte wie Milch, Quark, Joghurt oder Käse jeweils die gleichen Auswirkungen auf unterschiedliche Menschen haben. Eine endgültige Antwort konnte die Wissenschaft bisher noch nicht liefern. Die Thematik ist allerdings von solcher Wichtigkeit, dass hier ein kurzer Überblick über den neuesten Stand der Forschungen geboten wird. Diese Informationen sollen es ermöglichen, sich ein eigenes Bild zu machen.
Laktose – der Milchzucker
Das häufigste Kohlenhydrat in Milch ist die Laktose, welche in unserem Verdauungstrakt zu verwertbarer Glukose und Galaktose zerlegt werden muss. Dafür ist das Enzym Laktase zwingend notwendig. Ist nicht ausreichend Laktase vorhanden, zerlegen Bakterien die Laktose. Dies führt zu Begleiterscheinungen wie Durchfall und Blähungen.
Die Toleranz gegen Laktose und die ausreichende Produktion von Laktase verschwindet bei Menschen und anderen Säugetieren normalerweise nach dem Abstillen. In einigen Bevölkerungsgruppen bleibt allerdings eine ausreichende Laktaseproduktion bestehen. Nach Ingram beträgt der Anteil der Weltbevölkerung, der Laktase nicht ausreichend bilden kann mindestens 65 %. Vor allem Menschen, deren Vorfahren aus Nordeuropa wie Irland (74 % bis mehr als 90 % der Gesamtbevölkerung) oder von Viehzüchterstämmen aus Afrika oder aus dem Nahen Osten abstammen, können auch im Erwachsenenalter ausreichend Laktase bilden. Ein Grund für die Beibehaltung der Laktaseproduktion könnte die Nutzung der Laktose als Energie für unseren Glucose-, Natrium- und Wassertransporter (SGLT1) in der Zellwand sein. Dieser würde im fall einer Infektion mit Durchfall den Menschen vor tödlichem Wasser- und Salzverlust bewahren.
Casein – das Milcheiweiß
Warum haben Menschen überhaupt angefangen Milch zu konsumieren? Die Kultivierung von Pflanzen und das Züchten von Tieren begann ungefähr vor 10.000 Jahren und veränderte die menschliche Nahrung von Grund auf. Jene Menschen, welche die neue Nahrung gut verdauen konnten, hatten nun einen evolutionären Vorteil und vermehrten sich stärker als andere.
Interessant ist auch die Tatsache, dass Menschen sich gemeinsam mit ihren domestizierten Tieren genetisch entwickelt haben. Seit der Wanderung aus Afrika begannen Menschen Tiere zu halten und zu züchten. Wenn man das Erbgut einer Kuh betrachtete, fand während der Wanderung nach Nord-West-Europa ein bedeutender Wechsel von laktosearmer und caseinreicher zu laktosereicher und caseinarmer Milch statt. Es hat den Anschein, als ob die Kühe um die Bedeutung der Laktose als Energielieferant und des Caseins als Auslöser der Autoimmunkrankheiten (Psoriasis, Morbus Crohn, Rheuma, Parkinson, Schizophrenie) und anderen schädlichen Effekten gewusst hätten.
Wir sind aber seit einem Jahrhundert nicht mehr um das Wohl unserer Zuchttiere bedacht. Sie werden in engen Ställen gehalten, werden monatelang nicht nach draußen gelassen, werden mit Kraftfutter überfüttert und direkt nach der Geburt werden Kalb und Muttertier getrennt, was bei uns Menschen als besondere Grausamkeit eingestuft würde. Korte und sein Team untersuchten Tiere auf verschiedensten Höfen. Sie konnten die Tiere in eine „Habichtgruppe“, die ähnlich aggressives Verhalten wie ein Greifvogel zeigen, und eine zweite Gruppe, die wie Tauben eher sanftmütige Eigenschaften haben, einteilen. Beide Gruppen zeigten sehr unterschiedliche Reaktionen auf Stress und produzierten als Folge unterschiedliche Hormone und Botenstoffe. Die hochgezüchteten und aggressiven Tiere zeigten eine erhöhte Produktion an Casein und einen verringerten Anteil an Laktose, das führt zu einer vermehrten Beeinträchtigung unserer Gesundheit.
Die Aminosäure Leucin
Milch enthält eine große Menge an Eiweiß. Wichtig dabei ist für uns Menschen die richtige i der Aminosäuren. Menschliche Muttermilch enthält deutlich weniger Eiweiß als die von anderen Säugetieren. Die Menge an Eiweiß in der jeweiligen Milch ist verbunden mit der Wachstumsrate des jeweiligen Säugetieres. Neugeborene von Menschen erhalten die niedrigste Eiweißmenge von allen Säugetieren und benötigen ca. 180 Tage, um ihr Geburtsgewicht zu verdoppeln. Im Vergleich dazu benötigt ein Kalb nur 40 Tage. Ratten- und Kaninchenmilch enthält den größten Anteil an Eiweiß und deren Nachwuchs verdoppelt sein Körpergewicht bereits nach vier bis fünf Tagen. Der Anteil der Aminosäure mit ca. 100 mg pro Gramm Eiweiß ist bei allen Säugetieren ähnlich. Aber durch den wesentlich höheren Anteil an Eiweiß in der Milch von anderen Säugetieren ist deren Leucingehalt auch wesentlich höher als bei menschlicher Muttermilch. Tierische Molkeeiweiß enthält sogar bis zu 14 % Leucin.
Leucin ist der wichtigste Aktivator von mTOR. Wenn also Milch ein regelmäßiger Bestandteil unseres Speiseplanes ist, drängen wir den gesamten Organismus in eine Überaktivität und eine vorzeitige Alterung.
Da mTOR wie beschrieben das Wachstum von Organen und Geweben auslöst und alle Systeme im Körper aktiviert, ist eine erhöhte Aktivität dieses Proteins nach Belastung oder intensivem Training durchaus sinnvoll. Sehr häufige und regelmäßige Einnahme scheint jedoch nach dem heutigen Stand der Wissenschaft nicht empfehlenswert. Neben Muskelzellen reagiert noch ein anderes Gewebe mit Wachstum auf Leucin, nämlich die Fettzellen und deren Leptinausschüttung , wodurch es auch stark adipogen (dick machend) wirkt. Diese Tatsache ist sehr entscheidend für Neugeborene und Kinder.. Evolutionär versucht der Körper erst Fett in Fettzellen einzulagern, wenn Menschen geschlechtsreif sind und genügend Sexualhormone zirkulieren. Dass Kinder übergewichtig werden, ist stoffwechseltechnisch betrachtet sehr schwierig und benötigt große negative Einflussfaktoren. Frühe Ernährung mit Milch anderer Säugetiere liefert dem Neugeborenen wesentlich mehr Leucin, Insulin und den ebenfalls in der Milch vorhandene Wachstumsfaktor IGF-1. Alle diese Wachstumsfaktoren sind für ein sehr schnell wachsendes vorgesehen. Sie stimulieren auch die Fettzellen ähnlich wie Sexualhormone. Die evolutionär nicht vorgesehen Zufuhr dieser Substanzen erlaubt es nun auch Kindern viel früher Fett anzusetzen. Ein Nebeneffekt ist auch das Wachstum der Oberhautzellen (Keratinozyten), weil sie sehr empfindlich für Insulin und Wachstumshormone sind, eine direkte Ursache von Akne.
Ähnliche Prozesse geschehen auch bei Erwachsenen, bei denen sich zusätzlich noch die Symptome einer beschleunigten Alterung bemerkbar machen.
Schlussfolgerung
Milch hat viele Menschen in den vergangenen 10.000 Jahren vor dem Hungertod bewahrt. Mich von anderen Säugetieren sollte aber nicht zur artgerechten Ernährung des Menschen gezählt werden. Die Datenlage zu den negativen Effekten von Milch verdichtet sich immer mehr.
Er wäre empfehlenswert, diese Nahrungsmittel bezüglich Menge und Häufigkeit der Konsumation als Genussmittel zu betrachten. Die Entscheidung hat aber jeder selbst zu treffen.