Wasser – die Grundlage für das Überleben aller Lebewesen
Neben Sauerstoff und Essen ist das Trinken überlebenswichtig.
Ohne Nahrungsaufnahme kann ein gesunder Mensch ca. 50 bis 60 Tage überleben, ohne Flüssigkeitsaufnahme aber nur ein paar Tage.
Das zeigt deutlich die Wichtigkeit von Flüssigkeit für unseren Stoffwechsel, um zu überleben.
Um dieses Thema auf den Punkt zu bringen, bedarf es der Beantwortung folgender Fragen:
- Was, wann und wie viel sollen wir trinken?
- Unabhängig von individuellen Unterschieden kann man einige wichtige Leitlinien benennen, die eine allgemeine Relevanz haben.
Was soll ich trinken?
Unsere Zeit bietet eine Vielzahl an verschiedenen Flüssigkeiten in unerschöpflichen Mengen: mit Zucker, mit Süßstoffen, mit verschiedenen Geschmacksrichtungen, mit Kohlensäure, aus Pflanzen Tee oder Kaffee) oder einfach ganz normales Wasser.
Diese Auswahl können wir aufgrund unserer Technik erst seit etwas mehr als 100 Jahren industriell produzieren.
Tausende Jahre kannte die Mehrheit der Menschen fast nur eine Flüssigkeit, um ihren Durst zu stillen: Wasser.
Verschiedene Hochkulturen entwickelten dazu weitere Variationen: Tee, Kaffee, Bier, Wein, Spirituosen wie z. B. ein Obstbrand oder Säfte. Aber die Mengen waren meistens nicht groß, da auch die Herstellung sehr aufwändig und zeitintensiv war und es nicht einfach im nächsten Lebensmittelmarkt gekauft werden konnte.
Tee
Aus der Teepflanze werden Grüntee und Schwarztee gewonnen. Diese Teesorten haben eine ähnliche Zusammensetzung der Inhaltsstoffe, aber aufgrund deren unterschiedlichen Mengenverhältnisse andere Haupteffekte: Sie können antientzündlich, antibakteriell, antiviral, antioxidativ, immunregulierend belebend oder beruhigend sein.
Ein täglicher Konsum in größeren Mengen ist nicht empfehlenswert aufgrund der möglichen Verunreinigungen mit Aluminium. Grüner Tee ist sehr gut erforscht und aufgrund seiner Inhaltsstoffe und deren Hitzebeständigkeit besonders wertvoll für unsere Gesundheit. Vor allem die großen Mengen Catechine (EGCG) machen diesen Tee so hochwertig. Diese Pflanzenstoffe wirken vor allem gegen Entzündungen, Bakterien, Viren.
Allgemein positive Wirkungen haben Kräuter- und Früchtetees, wobei hier vor allem darauf zu achten ist, dass keine Geschmacksstoffe, Süßungsmittel oder andere Zusatzstoffe beigemischt wurden.
Kaffee
„Trink nicht so viel Kaffee!“ Dieser Ausspruch ist wohl jedem Kaffeetrinker schon einmal deutlich gesagt worden. Kaffee gehört zu den beliebtesten nichtalkoholischen Genussmitteln. Dennoch ist Kaffee mit einem zweifelhaften Ruf behaftet. Oft hört man, Kaffee sei schlecht für den Blutdruck, greife das Herz an und sei außerdem krebserregend durch beim Rösten entstehende Substanzen. Doch mittlerweile scheint sich das Gegenteil herauszustellen.
Lange Zeit wurde im Zusammenhang mit Kaffeetrinken der Faktor „Rauchen“ nicht berücksichtigt. Da bekannt ist, dass Kaffeetrinker häufiger rauchen, muss dies als zusätzlicher, vielleicht sogar als hauptsächlich verantwortlicher Risikofaktor hinzugezählt werden, Kaffee besteht zu 98 Prozent aus Wasser. Somit kann er ganz normal zur Flüssigkeitsbilanz dazu gerechnet werden. Das Glas Wasser zum Espresso ist sicher sinnvoll, aber aus wissenschaftlicher Sicht nicht zwingend erforderlich. Die häufig getätigte Aussage, Kaffee wirke übersäuernd, muss ebenfalls mit Vorsicht betrachtet werden.
Schaut man auf die Wirkung von Kaffee auf den Säure-Basen-Haushalt, ergibt sich lediglich eine leicht säuernde Wirkung. Und hier ist der Espresso klar im Vorteil, denn durch die längere Röstzeit der Espressobohnen ist diese Sorge magenfreundlicher.
Dass der Konsum von Kaffee die Aufmerksamkeit steigert und damit Müdigkeit vorbeugt, ist hinreichend bekannt und auch wissenschaftlich untersucht. Deshalb wird Kaffee in den meisten Kulturen oft morgens oder nach dem Essen konsumiert. Dass Kaffee aber auch eine entgiftende Wirkung hat, indem seine Wirkstoffe die Leber unterstützen, ist weniger bekannt. Neben Koffein beinhaltet er z. B. auch eine Reihe phenolartiger Substanzen, die eine sehr hohe antioxidative Wirkung entfalten können. Diese Vorteile zeigen sich dann z. B. in der Tatsache, dass Kaffee eine Art vorbeugende Wirkung gegen bestimmte Krebsarten hat.
„Kaffeegenuss schützt vor Diabetes“ – stimmt das?
Dazu sollten vielleicht zwei Faktoren berücksichtigt werden: Zum einen ist der Konsum von Kaffee ohne Zucker im Vergleich zum Konsum von kalorienreichen Getränken, wie z. B. Erfrischungsdrinks, als kalorienarm einzustufen. Zum anderen weiß man über die im Kaffee enthaltene Substanz Chlorogensäure, dass sie die Wirkung des Hormons Insulin und damit die Effektivität des Zuckerstoffwechsels verbessert.
Insgesamt zeigt sich eine Reihe gesundheitsfördernder Effekte für die Substanz Koffein. Dies lässt die Schlussfolgerung zu, dass entkoffeinierter Kaffee diese Wirkung nicht zeigt. Dabei geht es häufig um das Thema Bluthochdruck. In Studien konnte nachgewiesen werden, dass Kaffee bei gesunden Menschen wie bei Bluthochdruckpatienten eine Steigerung des Blutdrucks bewirkt. Dieser Effekt scheint aber lediglich über einige wenige Stunden zu bestehen. Einen dauerhafte Erhöhung des Blutdrucks bei Hochdruckpatienten konnte auch nach kontinuierlichem Konsum nicht eindeutig nachgewiesen werden.
Alkohol
Bei Alkohol ist prinzipiell von großen Mengen und täglichem Konsum abzuraten. Spezielle Betrachtung verdient allerdings der Wein. Viele seiner bioaktiven Substanzen wie z. B. die Phenolgruppe (Farbstoffe) haben gesundheitsfördernde Eigenschaften. In zahlreichen Studien wird deshalb vor allem das besonders in schweren Rotweinen vorkommende Resveratrol auf seine positiven Eigenschaften untersucht. Diese Substanz werden eine Vielzahl von Eigenschaften zugesprochen: Sie wirkt positiv bei erhöhtem Blutdruck sowie Gefäßerkrankungen, wirkt antidiabetisch und antientzündlich, gilt als präventiv gegen Krebs und wirkt als Antioxidanz gegen freie Radikale. Zum Teil werden diese positiven Eigenschaften auch dem Alkohol selbst zugeschrieben.
Es ist sicherlich nicht empfehlenswert, den günstigsten Wein zu kaufen und am besten ist es, einen möglichst natürlich produzierten Wein zu trinken. Biowein muss aber nicht immer die bessre Wahl sein, da in dessen Anbau oft große Mengen an Kupfer verwendet werden. Bier wirkt in diesem Zusammenhang nicht so positiv, obwohl der im Bier enthaltene Hopfen ebenfalls gesunde Effekte hat.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für die Flüssigkeitsaufnahme?
Heute haben viele Menschen auf dem Schreibtisch einen Wasserkrug oder eine Flasche Wasser stehen und immer ein Getränk griffbereit in der Tasche oder im Auto. Ein Sportler kann sich ein Leben ohne seine Trinkflasche gar nicht mehr vorstellen. Wir trinken sehr häufig, aber in kleinsten Mengen, denn wir haben als Kinder gelernt: „Wenn Du Durst bekommst, dann ist es schon zu spät.“ Diese Situation ist in unserer menschlichen Entwicklung neu und zeichnete sich erst in den letzten Jahrzehnten immer deutlicher ab.
Unsere Evolution hat über Jahrtausende eine andere Situation vorgefunden: Das Durstgefühl hat uns Menschen animiert, nach Wasser bzw. nach einer Wasserstelle zu suchen. Wir mussten uns zuerst bewegen, manchmal stundenlang, um Wasser zu finden und den Durst zu stillen.
Durst löst eine alt bekannte Stressreaktion aus wie auch Kälte, Hunger oder Angst. Alle diese Stressoren führten auch in der Vergangenheit zu einer spontanen Bewegung, deren Dauer man nicht abschätzen konnte. Normalerweise wird der Sympathikus des vegetativen Nervensystems und die Stressachse mit dem Hormon Cortisol aktiviert, die zu einer Steigerung des aggressiven Verhaltens führen, um das Überleben zu sichern. Das Durstgefühl ist der einige evolutionäre Stressfaktor, der dazu führt, dass Angstgefühle, Aggressionen und aggressives Verhalten reduziert werden. Dieser Stoffwechselprozess wird durch die Ausschüttung des Hormons Oxytocin aktiviert. Die physiologisch außergewöhnliche Stressreaktion hat auch einen evolutionären Hintergrund. Wasser ist das einzige Lebensmittel, das alle Menschen und Landtiere vom Löwen bis zur Gazelle gleichermaßen benötigen. An der Wasserstelle gibt es keinen Kampf in der Tierwelt, jedes Lebewesen hat durch die Ausschüttung von Oxytocin ein starkes Verlangen nach Wasser, aber auch eine reduzierte Aggression und reduzierte Angst.
Oxytocin gilt auch als „das“ Bindungshormon bei der Geburt. Das Stillen der Mutter ist das beste Beispiel, wie eng Durst und das Verlangen nach Nähe und Sicherheit zusammengehören. Weitere Effekte dieses Hormons: Entwicklung des Nervensystems, optimale Regulation der Stressachse, anti-entzündliche Wirkung und verbesserte Immunfunktion. Neben dem verstärkten Verlangen nach Wasser reduziert Oxytocin das Hungergefühl und die Lust auf Kohlenhydrate. Das Heißt, dass Menschen, die sich wie Kleinkinder verhalten, also nur dann trinken, wenn ein Durstgefühl vorhanden ist, und dann auch trinken, bis sie völlig gesättigt sind („bulk drinking“), mit diesem Trinkverhalten ihre Gesundheit erhalten oder wiedergewinnen können. Wohingegen Menschen, die häufig kleinere Mengen trinken ohne einen „realen Durst“ zu empfingen, eine verringerte Oxytocinausschüttung mit allen bereits erwähnten negativen Folgen. Verlassen wir uns doch beim Trinken auf unser Empfingen und lassen das Durstgefühl zu, bewegen uns dann, um Wasser zu suchen bzw. zu holen und trinken dann, bis wir nicht mehr können, um dann wieder genügend Zeit zu haben, bis wir im Alltag die nächste Trinkmöglichkeit bekommen.
Wie viel Wasser bzw. Flüssigkeit pro Tag ist wirklich gesund?
Die wissenschaftliche Datenlage bezüglich der Flüssigkeitsmenge pro Tag ist unterschiedlich. Popkin et al. Empfiehlt für Frauen bis 50 Jahren ca. 2,4 Liter und für Männer bis zum 50. Lebensjahr ca. 3,2 Liter. In der 2. Lebenshälfte nimmt der Bedarf ab. Neben Wasser können auch Tee und Kaffee dazu gerechnet werden, auch wenn Kaffee kurzfristig ein Diuretikum ist. Zwischen Gesundheit im Alter und Kaffeekonsum ist ein signifikanter Zusammenhang bei einer Menge von 250 ml schwarzem Kaffee pro Tag zu erkennen. Getränke, die Energie (Zucker) beinhalten, dürfen nicht als Flüssigkeit, sondern müssen als (flüssige) Nahrung angesehen werden. Sie können darum auch nicht in die Flüssigkeitsbilanz einbezogen werden.
Nicht zu vernachlässigen ist die Zufuhr von Wasser über Nahrung. Die Menge hängt aber stark von den konsumierten Lebensmitteln ab. Früchte enthalten z. B. wesentlich mehr als Getreide oder Fleisch. D die Flüssigkeit, die vor, während und direkt nach intensiver Aktivität zugeführt wird, gehört nicht zur täglichen Berechnung der essentiellen Flüssigkeitsmenge, weil ein mehr an Aktivität auch ein mehr an Flüssigkeit benötigt. Auf die Frage, wie viel Alkohol noch gesund ist, antwortet die World Health Organisation (WHO): Für Frauen ein Glas eines alkoholischen Getränks wie z. B. Wein pro Tag; bei Männern ist die Menge mit 1 bis 2 Gläsern täglich etwas höher.
Schlussfolgerung:
Wasser ist, evolutionär betrachtet, die einzige Flüssigkeit, die wirklich Durst stillen kann. Um den Durst zu stillen, braucht der Körper eine energielose Flüssigkeit und keinesfalls Obstsäfte, Bier, isotonische Getränke oder andere kalorische Flüssigkeiten. Und wenn noch versucht wird, weniger häufig viel zu trinken, statt häufig wenig zu trinken, dann unterstützt man hier nicht nur die eigene Gesundheit, sondern auch das Wohlbefinden sich selbst und anderen gegenüber.
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